2020 - Das Jahr der Stille
Das Jahr der Stille faltet fein säuberlich und keimfrei
die entknisterte Isolierfolie über mein klopfendes Herz.
Verhallende Rufe, verschwommene Gesten
vernehme ich durch das Milchglas der Fensterscheibe.
Nicht einmal mehr die Kuppen der Fingerspitzen
treffen durch die steinige Hauswand aufeinander.
Die Welt dreht sich weiter - auch ohne mich
rotiert unkoordiniert auf ihrer verschlammten Töpferscheibe
und klatscht feuchten Lehm an die Wände.
Das mühsam errichtete Fundament des Hauses
seufzt auf und fletscht mir die Zähne entgegen -
die tragenden Wände knirschen warnend.
Ich sammle meine Siebensachen zusammen.
Stelle sie wieder ab, stopfe mir fremde Last in den Rucksack.
Stein um Stein brechen mir nun Wände entgegen.
Wo sind die Pfähle, um sie zu stützen zu können?
Ich atme den Staub der Erinnerungen ein,
verschlucke mich, huste, würge, speie ihn wieder aus.
Statt eines Helmes schützen meine Hände den Kopf.
Blind taste ich mich Stufe für Stufe
einer bröselnden Wendeltreppe hinab in den Keller.
Die Batterie der Taschenlampe funktioniert noch
um das feuchte Gewölbe anzuleuchten.
Eine gefundene Decke wärmt, als ich mich in die Ecke kauere.
.
Die Architektin des Hauses war ich selbst